Bukowski im Original
Das Buch „Gödel, Escher, Bach“ (GEB) ist als Standardwerk der Artificial Intelligence (zu deutsch: „gekünstelte Intelligenz“) bekannt. Es wurde 1979 von Douglas R. Hofstadter veröffentlicht. Ich hab es nie ganz gelesen, es hat aber was. Mir ist nicht ganz klar, was.
Diesem „was“ bin ich aber vor einiger Zeit etwas näher gekommen. Nämlich über das Buch „Le Ton Beau de Marot“ (LTBM) vom selben Autor aus 1997. Darin schreibt er so nebenbei über die Arbeit an den verschiedenen Übersetzungen seines GEB. So lernte ich zumindest etwas mehr über ein paar wenige der sicher ewig vielen seiner Ebenen. Jede Übersetzung aus dem Englischen muss notwendig einen mehr oder weniger großen Rest übriglassen, aber der Übersetzer muss auf jeden Fall mehr verstehen als er in die Übersetzung reinschreiben kann. Er muss also über diesen Rest bescheid wissen (vielleicht durch Rücksprache mit dem Autor). Und dieser Übersetzungs-Rest von GEB wird in LTBM erläutert. Die Beste denkbare Erläuterung zu GEB selbst ist die Erläuterung der Übersetzungeversuche. Hofstadter ist selbstverständlich polyglot.
LTBM selbst, weil meta-meta, ist komplett unübersetzbar, das Englisch an sich ist aber nicht übermässig schwer zu lesen. Auf Seite 154 zitiert er einen Germanisten der Weimarer Republik, Friedrich Gundolf, mit der Behauptung, Shakespeares Seelenstoff liege in der deutschen Sprache von Schlegel-Tieck. Und weil Shakespeares Stiel für Hofstadter eine gewaltige Hemmnis („formidable barrier“) darstellt, findet er die Idee des versehentlich in England geborenen Geistes, der dann nach langer Wanderung heim nach Deutschland kommt… er findet’s lustig.
Wobei doch jeder weiss, dass du Shakespeare nicht gelesen hast, ausser im originalen Klingon (Kanzler Gorkon , „Star Trek VI: Das unentdeckte Land.“).
Der grösste Dichter der englischen Sprache ist also in Wahrheit in Deutschland geboren. Genauer gesagt: Charles Bukowski wurde 1920 in Andernach am Rhein geboren.
Ich wiederum finds lustig, dass ich heute ein Gedicht von Bukowski auf Deutsch gefunden habe. Nein, nicht im Internet, sondern auf der Festplatte, dem Solid Sate Drive, meines Laptop. Wie es dort hinkam kann ich nicht erklären, vielleicht ist eine Übersetzungssoftware über Nacht aufgewacht. Jedenfalls hat das Gedicht nach Hause gefunden, denn es handelt vom Kronstorfer Anton Bruckner. Also, hmkmm:
Charles Bukowski, Bruckner (2)
Bruckner war nicht schlecht
Bloß, er ging in die Knie
Und erklärte Wagner zum Meister.
Es stimmt mich traurig, glaub ich,
Zumindest ein Bisschen,
Weil während Wagner all die
Tore schoss
Opferte Bruckner seine Läufer
Im Mittelfeld
Und er wusste es.
Und ich weiss, dass
Das Vermischen von
Fussballmethaphern mit
Klassischer Musik
Auch die Puristen nicht erfreuen wird.
Ich mag den Krankl lieber
als die meisten anderen Spieler
Aber ich schätze sie alle
Die ihr Bestes gaben
Und weitergemacht haben
Obwohl sie wussten,
Dass sie nur zweitklassig sind.
Hier hast du deinen Lokalmatador
Den Ersatzstürmer
Den exotischen Abfahrer
der die Streif hie und da
Unter zwei Minuten schafft.
Das war Bruckner.
Es gibt Zeiten wenn
Wir dran denken sollten,
An den unglaublichen Mut
Des Zweitklassigen
Der auch dann nicht aufhören wird
Wenn die Nächte schwarz
und lang und schlaflos
Und die Tage endlos sind.