Brauchen's a Sackerl?
Als ich Ende der 90er in der Tennengauer Buchhandlung die bestellten Satanischen Verse von Salman Rushdie abholte, wurde mir das Buch von unterm Ladentisch heraus in einem Sackerl überreicht.
Hallein war schon immer bekannt für viele türkische Arbeitsmigranten wegen der Papierfabrik. Im Kabelfernsehen meines Kumples konnten wir nicht nur die neuesten Wrestlingshows mit Honky Tonk Man sondern auch die türkischen Kanäle anschauen.
30 Jahre später stehen Rushdies Verse in der exzellenten Englischabteilung im Frick am Graben frei zum Herausnehmen. “Brauchen’s a Sackerl?”, die Frage an der Kassa.
Letzte Woche hole ich das Buch “Schattenseiten der Migration” von Frank Urbaniok beim Morawa in der Wollzeile ab. Keine Fragen an der Kassa, sofort ins Sackerl. Das Buch ist print on demand (es kam aber schnell). Kein renommierter Verlag wollte das neue Buch von Urbaniok herausgeben mit der Begründung dass andere Autoren dann den jeweiligen Verlag verlassen würden.
Hier haben wir eine neues Tabu, eine neue Religion.
Urbaniok hatte zuvor das Buch “Darwin schlägt Kant” beim Verlag Orell Füssli veröffentlicht, hatte einen Literaturagenten mit allem drum und dran. Mittlerweile wird das Darwin Buch nicht mehr gedruckt, es gibt aber die Digitalversion. Jedenfalls kann man es nicht als Weihnachtsbuchgeschenk verwenden.
Ich hab die Probe aufs Exempel gemacht. Beim Morawa jene gesammelten Gedichte von Bukowski bestellt, die zu seinen Lebzeiten nirgends publiziert wurden. Da steht sowas drin wie (Gedicht “glory days”): “Mr. Chinaski, I must warn you – ah go warn your mother’s cunt”. Brauchen’s a Sackerl?
Irgendwo im Buch steht auch: “The best thing about Immanuel Kant is his name”. Brauchen’s a Sackerl?
Und was steht bei Urbaniok? Zitat Seite 177: “Ist es akzeptabel, dass Türken, die in Deutschland eine sehr grosse Bevölkerungsgruppe sind, fast dreimal so oft Körperverletzungen und mehr als dreimal so oft Straftaten gegen das Leben begehen wie Deutsche? … Vor allem die vielen gut integrierten Menschen mit Migrationshintergrund sollten sich Sorgen wegen dieser Zahlen machen … ist es so, dass überproportionale Kriminalität immer mit Migration verbunden ist? Nein, ganz und gar nicht. Denn es gibt Nationalitäten die nicht krimineller sind als die Inländer.”
Meine Hoffnung ist dass Urbaniok neben Rushdie irgendwann als Klassiker im Regal steht, frei zum herausnehmen. Man muss ihn ja nicht gleich als Sir Frank zum Ritter schlagen. Für den Anfang wäre eine Besprechung durch Clemens Setz im Podcast “Erster Österreichischer Sachbuch-Preis” fein (die Folgen über Wasserkristalle und Trockenblumen sind empfehlenswert). Aber das trauen die sich nie im Literaturhaus.
Also: wir haben es hier mit einem Tabu zu tun.
Was ist aber das Tabu, welches die Veröffentlichung von Straftaten unter Angabe von Nationalität unterdrückt?
Die offizielle Antwort scheint zu sein: “Das spielt der FPÖ und AfD in die Hände.” Ja und? Die FPÖ ist eine Partei die nach Macht strebt, gemäss Meinungsumfragen, gemäss Ursache und Wirkung. Das Streben nach Macht und Erfolg ist so tief in unserer Kultur, Wählerfang kann das Tabu nicht sein. Wo ist also das Tabu, das eine Veröffentlichung von Statistiken verhindert? Können wir es benennen wie im Fall von Rushdi (im Fall der Verse ist nämlich das – verletzte – Tabu der göttliche, der übersinnliche Ursprung der Schrift namens Koran)?
Freunde, ich behaupte das Tabu welches die Veröffentlichung von Statistiken verhindert kann benannt werden als “das Spukhafte”.
Niemand leugnet (wenn darauf festgenagelt) die statistische Korrelation zwischen Faktor-3-Kriminalität und türkischer Staatsbürgerschaft in Deutschland. Nur: diese statistische Korrelation lässt sich nicht in einen Ursache-Wirkung Zusammenhang bringen. Hier riecht der Westen das Spukhafte, das Übersinnliche. Jedoch hat die westliche rationale Gesellschaft das Spukhafte zum Tabu erklärt. Was also tun?
Es ist nicht Umsonst dass die FPÖ geradezu dämonisiert wird. “Die Partei die an diesem Platz nicht benannt werden soll”, so hörte ich am 1. Mai am Wiener Rathausplatz. Wir haben hier eine perverse Mischung aus Geisterbeschwörung und Angst vor Geistern und Dämonen. Während im Fall der Islamisten das Spukhafte als unantastbare Wahrheit verteidigt wird, wird das Spukhafte im Westen mit Zähnen und Klauen verschwiegen oder der FPÖ umgehängt.
Freunde, ich behaupte wir haben es im Dunstkreis der Ausländerkriminalität tatsächlich mit etwas Übersinnlichem zu tun, mit etwas, das sich der Anschauung entzieht, es ist nicht alles sozio-ökonomisch. Das ist an und für sich nichts Schlechtes, wir Menschen haben das Zeug dazu gut damit umzugehen. Das Schlechte liegt in Wittgensteins Diktum “Worüber man nicht sprechen kann, darüber muss man schweigen”.
Wittgenstein Tractatus 6.522 “Es gibt allerdings Unaussprechliches. Dies zeigt sich, es ist das Mystische”. Er hat das Mystische nicht negiert, er wollte darüber nur nicht reden. Es ist (für sich) seine Sache, worüber er reden will oder nicht. Aber auch meine Sache für mich. Ich kann vielleicht nicht darüber sprechen, reden darüber kann ich sehr wohl.
Wittgenstein Tractatus 4.1212 “Was gezeigt werden kann, kann nicht gesagt werden”. Sorry, Ludwig, nicht ganz d’accord.
Wittgenstein Tractatus 6.52 “Wir fühlen selbst, dass wenn alle möglichen wissenschaftlichen Fragen beantwortet sind, unsere Lebensprobleme noch gar nicht berührt sind”. Voll korrekt, Bruder. “Freilich bleibt dann eben keine Frage mehr, und eben dies ist die Antwort”. Bullshit, my Ass keine Frage.
Nach dieser kleinen Korrektur der westlichen Philosophie möchte ich jetzt zur Geisteraustreibung schreiten. Ich vermeide bewusst die Begriffe Ursache und Kampf. Vielmehr: ich will den Dunst verdünnen, den Kreis umzirkeln, dem Spuk in die Suppe spucken.
Nun denn.
In der Taborstrasse ist mein Lieblingsladen “Steak Döner”. Dort kassiert der eine Mann das Geld, der andere Mann schwingt das Messer zum Kebab. Herrlich.
In der selben Strasse liegt mein Lieblingsasiate, wunderbarer Tofu Wok. Dort kassiert die eine Frau das Geld, der andere Mann schwingt den Kochlöffel zum Tofu.
Hab ich schon erwähnt dass Philippiner, Thailänder, Vietnamesen genau dieselbe Kriminalitätsrate haben wie Inländer? Im Klartext: Asiaten sind weniger gewalttätig als Türken.
Und habe ich schon die Weisheit erwähnt, dass, wenn es um Geld geht es eigentlich um Sex geht und dass, wenn es um Sex geht eigentlich um Geld geht?
Klingelt’s? Mann - Frau, wer kassiert das Geld?
Ich geb zu, mein Zusammenhang ist spukhaft. Aber das Problem der Ausländerkriminalität entzieht sich der Anschauung, dem Prinzip von Ursache-Wirkung. Ich seh’ keinen anderen Weg als hier das Spukhafte einzuführen. Ja, das ist ein Tabubruch im Westen.
In der Taborstrasse ist auch ein McDonalds. Dort zahlt man an der Touch-Display-Maschine. Ham’s schon mal an Döner mit Touch-Display g’sehn?
Freunde, ich behaupte, dass neue Dönerbuden mit Touch Display eröffnet gehören. Und Dönerbuden, bei denen Frauen kassieren. Essen’s gleich oder brauchen’s a Sackerl?