Mangaka und Crôniqueiros
“Die jüdische Religion ist … eine Form der Sublimierung der alltäglichen Existenz. Sie fordert von ihren Anhängern keinen Glaubensakt im üblichen Sinn.” (Einstein sagt, Seite 157)
Letzte Woche beim Morawa kauf ich die erste Ausgabe vom 340 seitigen ISSHO Manga Magazin zum Einführungspreis von 4,90 Euro. Im Vorwort (mangamässig natürlich hinten) steht, dass ISSHO auf japanisch “Zusammen” heisst und 4 europäische Manga Verlage vereint. Es versammelt Mangaka aus den 4 Gründerländern und erscheint zeitgleich in den 4 Landessprachen.
Die Einheit Europas mittels importierter Kultur fördern. Das ist eine geniale Idee. Da kann keiner die Vorherrschaft beanspruchen. Manga als Sublimierung der alltäglichen europäischen Existenz.
Seit vorgestern beschäftig ich mich mit brasilianischen Fussballzeitungen. Weil in der Wochenendausgabe der Salzburger Nachrichten die Europameisterschaft 2025 in der Schweiz vollkommen fehlte. Skandal!
In Brasilien beginnt ein Artikel über Fussball etwa so: “Der Agnostiker Freud meinte dass die Leute besser lebten wenn sie die Illusion der Ewigkeit ablegten und die Endlichkeit des Lebens akzeptierten.” Und endet “Die Dinge sind flüchtig aber sollten gelebt werden als ob sie ewig wären”. Dazwischen steht: “wie PVC sagt, PSG ist keine Dynastie sondern eine Revolution”. PVC heisst Paulo Vinicius Coelho und PSG ist Paris Saint Germain. Es ging um den 3:0 Sieg von Chalsea bei der Fußball-Klub-WM (gefunden in der “Coluna do Tastão” des “Jornal A Tarde”, Translate sei Dank).
Warum’s wieder nicht um Frauenfussball geht und ob Coelho seine Weisheiten von den Fussballcrôniqueiros hat und ob das irgendwas mit Vincius de Moraes zu tun hat weiss ich alles nicht. Eins ist klar: Fussball ist in Brasilien die Sublimierung der alltäglichen Existenz.
Brasilien war von 1964-1985 eine Militärdiktatur. Die wissen um die alltägliche Existenz. Deutschland rüstet auf, vielleicht stehen die bald am Brenner. Jeder Europäer sollte beginnen sich um eine Sublimierung der Einheit zu bemühen. Manga ist gut. Ich schlage Frauenfussball vor. Auf zwei Beinen steht man besser.